Sehr geehrte Damen und Herren
Herzlich willkommen in der Welt von Dadá. Wir feiern heute das 195. Offizium zu Ehren von «Gustav dem Banker». Ich erlaube mir heute, seine Geschichte zu erzählen:
Am liebsten wäre Gustav Banker geworden, doch sein Vater war strikt dagegen. «Mein Sohn», sagte er zu ihm, «lerne einen anständigen Beruf, ich will mich nicht wegen dir schämen» und steckte ihn kurzerhand in eine Dadaisten-Lehre. Dort lernte er allerlei unnütze Dinge. Gustav war stolz auf einige seiner Lehrlingsarbeiten, zum Beispiel auf die Uhr, welche nach exakt 24 Stunden eine Zeit von 27 Stunden, 13 Minuten und 15 Sekunden zeigte oder auf den Bleistift, welcher beim Schreiben mit Hilfe von Säure das Blatt zerstörte. Seine Abschlussarbeit war ein Handy, mit welchem man weder SMS schreiben noch telefonieren konnte, einen Bildschirm besass es auch nicht.
Nach der Lehre gründete Gustav seine eigene Firma «Bureaux gegen Ernsthaftigkeit und zur Erforschung unnützer und unbrauchbar Gegenstände». Wider Erwarten war seine Firma ein grosser Erfolg, er wurde überschwemmt mit Creditangeboten luscher Finanzfirmen, lukrativen Aufträgen und Heiratsangeboten reicher Damen. Er wurde sehr schnell reich!
Eines Tages unternahm Gustav einen Spaziergang bei herrlich sommerlich sonnigem Wetter. Plötzlich trat ein kleiner Mann auf ihn zu. «Gestatten», sagte dieser, «dass ich mich vorstelle? Mein Name ist Rumpelstilzchen, ich bin der Tantenonkel des legendären Rumpelstilzchens der Gebrüder Grimm.» Gustav war hocherfreut, eine solch berühmte Persönlichkeit kennen zu lernen. Rumpelstilzchen sagte zu Gustav, es wolle ihm etwas ganz Besonderes zeigen, welches Gustavs Zukunft entscheidend beeinflussen würde. «Aber nie und nimmer», fuhr Rumpelstilzchen fort, «darfst du laut meinen Namen nennen!»
Rumpelstilzchen führte Gustav zur Brockenstube Tigel, dort gab es im Kellergeschoss eine kaum sichtbare Türe, welche in die Kanalisation der Stadt führte. Beide irrten lange durch muffige und düstere Kanäle, bis sie sich plötzlich im einem grossen unterirdischen Raum endeten. Zu Gustavs Erstaunen befand sich dort eine kleine Markthalle, in welcher viele Leute geschäftig hin und her eilten. Die Halle war angeschrieben mit «Warenhaus unnützer & unbrauchbarer Gegenstände». Gustav spazierte an den Marktständen vorbei und entdeckte neben eines nichtöffenbaren Kochtopfs und Trinkgläsern mit Löchern im Boden seine Uhr, seine erste Lehrlingsarbeit! Die Entdeckung erfüllte ihn mit Stolz. Überall an der Decke der Markthalle hingen Schilder «alle Waren gratis! Kredit wird nicht gewährt! Kreditkarten werden nicht akzeptiert!», die Leute beigten wie wild die unnützen Dinge in ihre Einkaufskörbe. Gustav war begeistert ob der Fülle der präsentierten unnützen Gegenstände. Vor lauter Herumschlendern hatte er aber seinen Begleiter Rumpelstilzchen aus den Augen verloren.
Ganz in einer Ecke der Markthalle entdeckte Gustav wieder Rumpelstilzchen, welches seine Uhr auseinanderschraubte. «Rumpelstilzchen», rief Gustav laut, «was machst du mit meiner Uhr?» Rumpelstilzchen drehte sich um und antwortete wütend, «du hast meinen Namen genannt, das bringt dir Unglück!». Es ‘stiess mit dem rechten Fuss vor Zorn so tief in die Erde, dass es bis an den Leib hineinfuhr, dann packte es in seiner Wut den linken Fuss mit beiden Händen, und riss sich selbst mitten entzwei’.
Gustav war entsetzt und erschrocken zugleich und eilte durch die vielen düsteren Gänge zurück zur Brockenstube Tigel.
Seit diesem Tag ging es bergab mit seiner eigenen Firma «Bureaux gegen Ernsthaftigkeit und zur Erforschung unnützer und unbrauchbar Gegenstände». Die Kredite würden gekündet und die heiratswilligen Damen versetzen Gustav. Er war arm und bedürftig geworden und nagte am Hungertuch. Wie gross war seine Freude, als er eines Tages am Anschlagbrett der Migros den handgeschriebenen Zettel «Banker gesucht» entdeckte, sich bei der Bank bewarb und die Stelle auch kriegte.
Bank
Dank
Dana
Dada
Ich wünsche wie immer einen schönen Dadá-Feiertag und bis bald!